Stellen wir die Gesetzgebung an den Anfang. Festzustellen ist, dass wider das Wunschdenken vieler Beobachter des Schweizer Bankgeheimnis weiterhin besteht und zwar jetzt sogar in zwei Versionen: das alte und das neue. Elmer wurde auf der Basis des alten verurteilt. Liest man sich durch die Gerichtsberichterstattung, darf man sich mit Fug und Recht fragen, warum die UBS und ihre Verantwortlichen für ihre Verfehlungen in den USA in der Schweiz nicht einmal angeklagt, geschweige denn verurteilt wurde. Elmer aber wurde milde zwar, aber dennoch verurteilt für offensichtliche Verfehlungen in der fernen Karibik. Von aussen gesehen gibt es also zwei Ellen in der Schweiz. Jene für die ganz Grossen und jene für die Kleinen. Eine ausgezeichnete Ausgangslage also für eine Heldengeschichte, die sich nicht gegen die bösen Banken hinwendet, sondern das ganze Land an den Pranger stellt. Einmal mehr, also fortgesetzt. Das man Elmer nun wieder verhaftet hat, für etwas was man ihm ja wohl kaum noch beweisen kann, nämlich die Relevanz der Inhalte der CD's, die er Assange ausgehändigt hat, löst Unbehagen aus. Muss man denn hierzulande in jede Assange-Falle tappen?
Ein Blick auf Elmer zeigt, dass er zum Helden nicht taugt. Es scheint ihn Rache zu treiben oder Dummheit, denn so wie er es angepackt hat, packt es kein Whistleblower an. Es ging ihm anfänglich nur um ihn und seine eigene Geldgier. Edle Motive vermochten weder Elmer noch seine Verteidigung glaubhaft zu untermauern, jedenfalls nicht vor dem Zürcher Bezirksgericht. Man möchte sich wünschen die nach Schmuddel riechende Geschichte bald beendet zu sehen. Doch die Schützenhilfe durch Assange wird das wohl leider verhindern.
Warum aber tat Assange Elmer diesen Gefallen? Wenn man nichts weiss, kann man nur spekulieren. Es könnte ja sein, dass Elmer nur einer der äusseren Bauern auf Assange Landkarte ist, den er Züge tun lässt, nur um herauszufinden, wie "die offizielle Schweiz" reagiert, wenn man sie wegen ihrer schon fast religiös anmutenden Demut vor ihren Banken angreift. Will er so anderen potentiellen und bereits bekannten Schweizer Whistleblowern zeigen, wie machtvoll seine schützende Hand geworden ist, dass sogar ein kleines Bezirksgericht Milde walten lässt, wo möglicherweise gar keine Milde hätte sein dürfen? Ist es am Ende sogar so, dass Wikileaks nicht über entlarvende und schockierende Dokumente der Bank of America verfügt, wie es im Internet immer wieder gemutmasst wird, sondern Dokumente aus den UBS-Dunkelkammern, die nicht weniger kompromittierend sein dürften als würden sie direkt aus den Abgründen der Wallstreet stammen? Oder zeigte sich Assange gegenüber Elmer edel, weil er selber Rachegelüste auslebte und einem Schweizer Bundesbetrieb, der PostFinance, eins auszuwischen, weil sie ihn wegen einer Lappalie diskreditierte?
Wir dürfen uns auf ein spannendes Jahr, das in der Schweiz auch ein Wahljahr ist, freuen. Das Land wird vorerst nicht aus den internationalen Schlagzeilen kommen. Pragmatische Kräfte sind gefragt.
Von meinem iPad gesendet